Das „Mobility 360°“ Projekt hat so richtig Fahrt aufgenommen! Die 3.B und die 3.C Klasse der Volksschule Vorchdorf haben sich Anfang März 2018 in intensiven 4 Einheiten im ersten Mobility 360° Workshop schwerpunktmäßig mit dem Themenbereich „Mobilität hier und anderswo“ und der Rolle von ForscherInnen in diesem Bereich auseinandergesetzt. Als 360°-Tool wurden dabei Fotos von Städten der ganzen Welt eingesetzt.

Ausgehend von der Erkenntnis, dass „Fragenstellen“ eines der wichtigsten Werkzeuge von WissenschaftlerInnen darstellt, startete der erste Mobilitätsworkshop (nach der Erarbeitung, was denn der Begriff Mobilität alles einbezieht) mit einer Umfrage zum eigenen Mobilitätsverhalten rund um den Schulweg. Dabei erfuhren die Kinder voneinander, mit welchem Verkehrsmittel die MitschülerInnen zur Schule kommen, wie oft jede und jeder im Schnitt pro Woche mit dem Rad fährt, wer außerhalb der doch ländlichen Heimatgemeinde bereits mit Öffis gefahren ist, usw. Die Antworten wurden durch „soziometrische Aufstellungen“ – also Zuordnung zu den möglichen Antworten mit dem Körper im Raum – erfasst. Die SchülerInnen sahen also gegenseitig, wer sich bei welcher Antwort „zuordnete“, dadurch kam es auch zum Hinterfragen der Schulwegsituation von MitschülerInnen.
Zu Beginn wurden die Fragen vom Projektteam eingebracht, in Folge erarbeiteten die SchülerInnen in Gruppen auch eigene Fragen, wie z. B. „Gehst du allein im Dunkeln zu Freunden?“ oder „Fährst du oft mit dem Bus shoppen?“ Die SchülerInnen waren konzentriert bei der Sache und haben am Ende mit großer Mehrheit festgestellt, dass sie sich untereinander besser kennen gelernt haben.

Die Mobilitätsumfrage in Aktion

Um das eigene Moblitätsverhalten und die heimische Mobilitätsinfrastruktur als eine Möglichkeit unter vielen andern in einen größeren Kontext zu stellen, wurden den SchülerInnen beim Workshop die Entdeckung von Städten aller Kontinente via 360°-Fotos gemeinsam und in Gruppen ermöglicht. Für die Gruppenarbeit setzten wir Tablets ein. Die SchülerInnen zogen Karten mit QR-Codes, die mit dem Tablet gescannt die Fotos online aufriefen. Begeistert von dieser Form der Entdeckungsreise durch die Welt erarbeiteten sie die Unterschiede zur heimischen Mobilität. In einer Stadt im Jemen (Saana) zog z.B. das Durcheinander von Autos, FußgängerInnen und diversen Dreiradvehikeln ihre Aufmerksamkeit auf sich, während sie in New York über die vielen Fußgänger („Man sieht den Gehsteig vor lauter FußgängerInnen nicht mehr!“) staunten. Besonders interessant fanden die SchülerInnen die verschiedenen Markierungen von Fußgänger-Übergängen (eben nicht überall Zebrastreifen). Neben dem Thema Mobilität fiel ihnen besonders auf, dass sich die Häuser architektonisch aber auch vom Zustand her zum Teil sehr unterschieden, ebenso hat sie z.B. in Mumbai amüsiert, dass die Wäsche in den Gassen entlang der Häuser aufgehängt ist. Persönliche Erzählungen zu u.a. Istanbul und Bihac von Kindern mit Migrationshintergrund in den Klassen, machten die Erforschung der Mobilität anderswo auch sehr lebensnah. Die MitschülerInnen hörten nochmals mit einer anderen Qualität von Aufmerksamkeit zu und fragten recht konkret nach bestimmten Details, z. Bsp. wie man dort in die Schule fährt oder ob es Zäune gibt usw.

Auf den 360° Fotos aus aller Welt gibt es viel zu entdecken.

Auch die 360°-Fotos an sich waren natürlich spannend. Mittels der „Bewegung“ durch das erste Foto – 360° rundherum – die wir dann auch gemeinsam mit dem Körper vollzogen haben, die Hände wie ein Fotoapparat vor Augen – haben die Kinder die Systematik schnell verstanden und waren beeindruckt. Die meisten kannten noch keine 360°-Fotos – ein Kind kommentierte begeistert: „Wow, ist das cool!“ Natürlich zeigten wir ihnen dann auch eine 360°-Kamera mit 2 Objektiven, um auch den technischen Aspekt zu vermitteln. Den gemeinsamen 360° Schnappschuss schauten wir uns mit der 3C Klasse zum Ende des Workshops auch noch an, während wir mit der 3B mit der Kamera im live Stream experimentierten.

Abwechslungsreich ging es dann weiter – für die Forschungsphase bis zum zweiten Mobility360°- Workshop erhielten alle SchülerInnen ein Forschungstagebuch, das wir gemeinsam durchschauten, um die Forschungsanregungen kennen zu lernen und sich auch gleich mit der Frage rund um den Wunsch-Schulweg zu beschäftigen. Ergebnisse der Beschreibungen und Zeichnungen waren unter anderem eine Schule auf Rädern, die den Schulweg unnötig macht oder ein Schulweg, der im Winter mit dem elektrischen Skibob befahrbar ist. Das Forschungstagebuch zeigte den Kindern weitere Forschungsmethoden auf, wie z.B. das Interview.

Im Forschungstagebuch wird u.a. der Wunschschulweg beschrieben.

Den spielerischen und doch lehrreichen letzten Teil des Workshops stellte das vom Team entwickelte Kartenspiel „Mobility-Quintett“ dar, bei dem es 9 Quintette rund um Themen wie Fahrrad, aktive Mobilität, Neues aus der Stadt, Elektromobilität zu erspielen gibt. Die SchülerInnen erfuhren durch die kurzen Texte auf den Karten einerseits Neues und konnten auch manche Details wieder entdecken, die sie schon auf den 360°-Fotos der Städte anderswo entdeckt hatten wie z.B. die Rolltreppen aus Barcelona.

Wer vervollständigt das nächste Mobility Quintett?

Als Abschluss gab es natürlich noch einen Ausblick auf den zweiten Workshop, der sich ganz dem eigenen Zukunftsbild der Schulumgebung samt dem Bau von Kartonmodellen widmen wird. Die Arbeit mit den Fragen und Anregungen in den Forschungstagebüchern bereitet natürlich bereits darauf vor!

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